Hans
Asperger: Heilpädagogik 1965:
(...) Es ist also nicht oder
nicht nur die landläufige Konzentrationsstörung vieler
neuropathischer Kinder zu beobachten, die von allen äußeren Reizen,
von jeder Bewegung und Unruhe um sie her von ihrem Arbeitsziel
abgelenkt werden („passive Aufmerksamkeit“). Diese Kinder sind
vielmehr von vornherein gar nicht geneigt, ihre Aufmerksamkeit, ihre
Arbeitskonzentration auf das zu richten, was die Außenwelt, in
diesem Falle die Schule, von ihnen verlangt. Wie in ihren anderen
Benehmensschwierigkeiten, so sind sie auch in dieser Störung von
außen her sehr schwer zu beeinflussen. (S. 189 / 190)
Hans
Asperger: Heilpädagogik 1965:
(...) Diese Kinder produzieren
vor allem spontan, können originell sein, aber nur in herabgesetztem
Maße lernen, nur schwer mechanisiert werden, sind gar nicht darauf
eingestellt, Kenntnisse und Fähigkeiten von den Erwachsenen, etwa
vom Lehrer, zu übernehmen. Darin liegen ihre besonderen Fähigkeiten
und ihre besonderen Schwierigkeiten begründet. (S. 183)
In der Schule
Susanne
Schäfer: Sterne, Äpfel und rundes Glas, Verlag Freies Geistesleben:
(...) Es war ein ganz spezieller
Mangel an Konzentration, der mir in der Schule zu schaffen machte. Da
half keine Willenskraft, ich konnte mich nur kurz auf den Lehrer
konzentrieren. Andererseits konnte ich mich intensivst stundenlang
auf etwas konzentrieren, wenn es mich wirklich interessierte. Nur,
leider kann echtes Interesse nicht aufgezwungen werden. S.54
Nicht
wollen können
Wollen? Ich konnte nicht noch mehr Willen in mir finden, als ich schon in Gebrauch hatte. Was meinten sie damit? Was wollten sie eigentlich von mir? (S.107)
Gabrijela
Mecky Zaragoza,.: Meine andere Welt; Vandenhoek & Ruprecht,
Göttingen 2012
(...)
„Und dann gab es da noch das rätselhafte Erschöpfungssyndrom, das
mich bis heute überfällt, wenn Forderungen an mich gestellt werden,
die ich ungern erfülle. Bei den häuslichen Pflichten war gewiss
eine Portion Faulheit mit am Werk, wenn ich als Kind den Bitten
meiner Mutter nur widerwillig nachkam: Ich wollte einfach lieber
lesen als den Tisch aufdecken oder die Spülmaschine ausräumen. Bei
den sozialen Pflichten aber ging es um mehr als Faulheit: Es gibt
genügend Fallbeispiele, die belegen, dass ich wesentlich mehr
Energie benötige, um mich in sozialen Situationen zurechtzufinden,
geschweige denn wohlzufühlen, vor allem, wenn sie mir ungelegen
kamen oder Themen, die mich nicht ansprachen, oder Menschen, die ich
nicht mochte, mit sich brachten. Dennoch stellt sich die Frage:
Konnte ich nicht oder wollte ich nicht?“ S.63
5.3.2
Multitasking
Niemals
gleichzeitig
Dianas
Aspergerseite: (...) Ein normales
Gehirn funktioniert so, dass alle Sinneskanäle parallel
(gleichzeitig) online sind.
Mein 'anderes' Gehirn
funktioniert so, dass alle Sinneskanäle seriell (nacheinander)
online gehen.
Zwischen den Zuleitungen
der sensorischen Nervenbahnen und der Verarbeitung im Gehirn ist ein
Schalter aktiv, der immer nur eine einzige Zuleitung freigibt. Esse
ich bewusst ein Eis - stolpere ich beim Laufen, höre ich bewusst
Musik, tut mein Hirn nichts anderes, als Musik - also Akustik
aufzunehmen. Es geht sogar so weit, dass bei taktilen Reizen (beim
tasten oder fühlen) beispielsweise wenn meine Hand auf meinem Knie
liegt, ich entweder das Knie in der Hand fühle (Hand ist taktil
eingeschaltet), oder aber die Hand auf dem Knie fühle (Knie ist
taktil eingeschaltet).
www.aspiana.de
Wechsel
der Aufmerksamkeit
Dianas
Aspergerseite:
(...) Wenn ich chatte, chatte ich. Wenn ich telefoniere
(was selten genug vorkommt), dann telefoniere ich. Wie schwer es mir
fällt, vom chatten auf telefonieren umzuwechseln habe ich oft
gemerkt - mein Chatpartner wollte eben anrufen, und ich wollte nicht.
Mein Telefonpartner wollte auflegen, aber dafür in den Chat kommen -
und ich wollte das nicht, es sollte gefälligst alles bleiben, wie es
war.
Ich kann es nicht leiden,
von einem Zustand in einen anderen 'hinübergewechselt zu werden'.
Ich möchte selber entscheiden können, wann ich bereit bin für eine
andere Sache. Kommt ein Familienmitglied mit dem Telefon und sagt:
"Hier ist Soundso für Dich am Telefon", und gibt mir den
Hörer, dann kriege ich die ersten Worte von Soundso verstandesmäßig
nicht mit - und das ist keine Absicht!
Susanne
Schäfer: Sterne, Äpfel und rundes Glas, Verlag Freies Geistesleben:
(...) Zu viele Eindrücke, zu vieles,
auf das man sich gleichzeitig einstellen muss, wirkt auf Susanne
stressiger als auf andere Menschen. Sie muss eine Sache nach der
anderen erledigen. Sie kann nicht gleichzeitig arbeiten und reden wie
die anderen auf der Arbeitsstelle. Sie schafft es auch nie,
gleichzeitig zu sprechen und zu essen. S.250
5.3.3
Monotropismus